3. Woche

Samstag 10. Dezember 2011
Bereits die dritte Woche in Si Boya und es gilt, all die Eindrücke etwas zu verarbeiten, wozu auch dieser Blog-Beitrag dient.
Diese Woche war es insgesamt etwas ruhiger, wenn man mal von unseren Affen absieht. Diese bevölkerten die ganze Woche die Bäume rund um’s Haus, da derzeit die Tamarind-Bäume reif sind. Die Affenart, die wir hier bei uns haben, heisst Malaken und die Leute, die schon länger hier sind, können sie ganz schön nerven, denn sie dringen auch manchmal in Häuser ein und hinterlassen ein Chaos. Sie treten meist in ziemlich grossen Gruppen von mehreren Dutzend Affen auf und können dabei einen ziemlichen Lärm machen. Der Grund, wieso sie sich bevorzugt bei uns aufhalten ist, weil sie zunehmend in ihrem Lebensraum eingeengt werden. Früher gehörte ihnen die ganze Insel, doch jetzt greift der Anbau von Gummibäumen dank der hohen Preise so um sich, dass gössere Felder des Urwalds gerodet und mit diesen Bäumen bestückt wurden. Nun ist unser Teil der Insel einer der letzten natürlich gebliebenen Plätze und so teilen sich die Ausländer Ihren Platz mit den durchaus drolligen Affen.
Ruhig war es auch, weil bis anfangs der Woche die Flut nicht mehr bis zum Haus kam. Immer nach Neumond bleibt die Flut ein paar Tage weit weg und so waren wir dann richtig erfreut, als sie wieder zurückgekehrt ist. Nun sind wir langsam aber sicher in der Erwartung der Mondfinsternis, die bei uns zwischen 21.05 – 21.55 Uhr total sein soll. In Europa ist sie ja nur zum Teil zu sehen.

Das Meer weit entfernt
Auch Fussball mussten wir (vor allem ich, der Schreiber) hier nicht missen und konnten uns an dem Sieg von Basel gegen Manchester United freuen. Das Spiel wurde sogar im thailändischen Fernsehen live übertragen, da es in diesem Land sehr viele ManU – Fans gibt. Seit Mittwoch ist also die Schweiz auch über den Fussball bekannt geworden, auch wenn sich die Thai’s lieber einen anderen Sieger gewünscht hätten. Der einzige Nachteil in Thailand ist natürlich, dass der Match mitten in der Nacht startet (02.45 Uhr…).
Nun denn kommen wir zum angekündigten Thema, ein Portrait der Leute von Si Boya. Dieses Portrait kann ich aber nicht mit Foto’s anreichern, denn ich bin eher zurückhaltend, wenn es darum geht die Menschen hier zu fotografieren. Deshalb reichere ich den Text mit ein paar Bildern von unseren Sonnenuntergängen letzte Woche an.
Allen voran ist die gute Atmosphäre hier an diesem Ort Chung und Kiau zu verdanken. Die Liebe, die sie in diesen Ort stecken ist überall sicht- und spürbar, in den aufgestellten MitarbeiterInnen, in der guten Küche, in den gepflegten Gärten und in all den Stammgästen, die seit Jahren immer wieder hierherkommen. Chung ist immer für einen Witz aufgelegt und eigentlich immer gut gelaunt.
Er war einer der ersten, der in der Region Krabi ein Resort betrieben hat, aber es hatte ihm nie eines gehört und er hätte auch kein Geld gehabt, eines zu kaufen. So kamen seine damaligen Stammgäste auf die Idee, dass er ja ein Stück Land kaufen könnte und die Gäste im bei uns sogenannten Baurecht das Land von Chung und seiner Familie für 60 Jahre leasen könnten. Da sie den Preis für diese Zeit gleich am Anfang zahlten, hatte Chung das Geld dafür auf der anderen Hälfte des Landes ein Restaurant und ein paar kleine Hütten zur Vermietung aufzubauen. Gleichzeitig vermietet er die unbewohnten Häuser an Touristen und hat so eine weitere kleine Einnahmequelle.

Chung ist so liebenswürdig, dass er eigentlich immer alles umsonst machen würde. Man muss ihm manchmal seinen verdienten Lohn fast aufdrängen. Auch ist Chung einer der wenigen Thailänder, die ein grosses Bewusstsein für Nachhaltigkeit haben. So beschäftigt er alle Angestellten das ganze Jahr, was hier eigentlich sonst niemand macht, er zahlt Ihnen faire Löhne und übergibt den Mitarbeitenden viel Selbstverantwortung. Er kauft prinzipiell in der Region ein und ermöglicht so viele Arbeitsplätze auf der Insel. Auch hat die Familie selber weder Boot noch Auto, sondern er beauftragt damit immer seine Nachbarn, die froh sind um den Zusatzverdienst. Der Abfall wird konsequent getrennt und das Regenwasser wird gesammelt. Und hätte er bessere Erfahrungen mit Solarzellen gemacht, wäre wohl auch die Energieversorgung erneuerbar. Leider machten ihm die damaligen Solarzellen nur Probleme und so stieg er auf den Strom vom Festland um, den es seit zwei Jahren hier gibt.
Seine Partnerin Kiau ist der gute Engel im Hintergrund, ohne den Chung seine Gäste nicht so betreuen könnte. Da sie aber eher ein zurückhaltender Charakter ist, wissen wir bis anhin noch wenig über sie. Auch im Resort arbeitet Tochter E (ja der Name ist wirklich so kurz) und seit kurzem auch der Sohn Em, der nach einigen Turbulenzen wieder zurück in den Schoss der Familie kehrte. Beide sind irgendwo zwischen 25 und 30 Jahre alt und engagieren sich sehr für das Resort.

Pa und Thiam ist ein Ehepaar aus dem Dorf am Festland (dort. wo die Fähre ablegt), das von der Familie beschäftigt wird. Pa ist vor allem in der Küche, im Einkauf und an der Reception tätig und hat sich in all den Jahren, in denen sie hier arbeitet, einen verantwortungsvollen Job erarbeitet. Ihr Mann Thiam ist Allrounder und arbeitet als Handwerker, Gärtner oder hilft im Restaurant aus.
Lo stammt aus dem nahen Dorf und ist wie Thiam ein Allrounder. Er ist bald 30, aber noch Single und wohnt in einem der kleinen Hütten im Resort. Auch er ist, wie alle anderen, immer sehr fröhlich und immer für einen Schwatz bereit. Auch das Englisch bereitet allen genannten Personen keine Mühe und sie können sich relativ fliessend verständigen.
Etwas weniger Englisch spricht Jaja, er fragt immer danach, ob wir ihn verstehen. Jaja ist unser Gärtner, der selbstständig alle Gärten der Häuser der ausländischen Besitzer im Schuss hält. Auch er ist, wie alle anderen, praktisch vom Morgen bis am Abend eigentlich jeden Tag am Arbeiten. Dies obwohl allen eigentlich die Arbeitszeiten nicht vorgegeben werden, sie können sich diese selber einteilen. Jaja wird wohl gegen die sechzig gehen und hat 4 Kinder. Er lebt im Dorf, dass 1.5km von hier weg liegt. Und auch er hat immer Zeit für ein paar Worte und lächelt eigentlich den ganzen Tag.

Neben dem Stammpersonal bewegen sich einige weitere öfters auf dem Gelände. Sen, der Handwerker und Vater von Lo, hat unser Haus umgebaut. Ein zuverlässiger Mann, der sofort kommt, wenn etwas benötigt wird. Ebenso sieht man Tschai, den „Rock-men“ und Palmenkletterer, den wir letztes Mal vorgestellt haben, fast täglich hier. Beide haben Ihre Assistenten, deren Namen wir aber bis anhin nicht kennen.
Und natürlich nicht zu vergessen unsere beiden Helferinnen Ann und Tiu. Beide sind um die 30 und Ann’s Ehemann ist der Bruder von Tiu. Ann stammt aus dem Norden und hat sich in die Insel eingeheiratet. Da hier auf der Insel alle Muslims sind (ausser Chung und seine Familie, die Buddhisten sind) hat sie konvertiert. Die Art des Muslimtums hier ist aber nicht radikal, die Leute sind sehr angenehm und weltoffen. Ann’s Mann ist Fischer und die beiden leben wie auch Tiu und Ihre Familie im Dorf. Tiu’s Mann arbeitet auf einer Gummiplantage und die beiden haben ein einjähriges Kind, das sie gemeinsam betreuen, da er am frühen Morgen arbeitet und sie sich so gut ablösen können.

Noch ein paar Worte zur Insel und deren Bewohnern. Insgesamt leben rund 1500 Menschen auf der Insel. Viele davon leben im nahen Dorf, der Rest ist verteilt über eine Art Streu-Siedelung, wie wir sie im Appenzellerland kennen (immer so rund 3-6 Häuser zusammen). Es gibt auf der Insel rund 1 km geteerte Strasse, alles andere sind staubige Strassen. Trotzdem sind immer mehr doch recht komfortable Häuser zu sehen, der Gummipreis machte einige Familien ziemlich reich. Vom Gummi leben auch die meisten Menschen auf der Insel. Einige haben noch Palmöl-Palmen und ein paar wenige verdienen sich ihr Geld noch mit der Fischerei. Leider sind die Fischgründe zunehmend ausgefischt, so dass nur noch wenige wirklich davon leben können. Und vom Tourismus leben nur noch die oben beschriebenen Personen, denn das einzige andere Resort auf der Insel hat geschlossen.
Es gibt eine Grundschule hier, aber in die weiterführende Schule müssen die Kinder ans Festland, was einen doch recht beschwerlichen Schulweg ergibt. Viele der Jungen kehren dann nach abgeschlossener Schule der Insel auch den Rücken, ähnlich wie in unseren Alpentälern. Denn es gibt hier praktisch nichts für die Jungen und abgesehen von unserem Restaurant gibt es kein anderes auf der Insel. Im Dorf gibt es ein paar Läden und eine medizinische Erstversorgung. Des weiteren gibt es drei Moscheen, doch die Leute hier sind nicht streng gläubig. Da Chung das Geld, das er von den Ausländern nach dem Tsunami gespendet erhielt und nur zum Teil selber benötigte, ins Dorf gab, haben die Ausländer einen guten Ruf hier. Zudem sind hier natürlich auch keine Sex- oder Partytouristen, die die Einheimischen wie an anderen Orten verderben. Geht man ins Dorf spürt man diese Offenheit – so wurden wir schon spontan zu einem Dorffest eingeladen, als wir im August hier waren.

Nun habe ich bereits so viel geschrieben, dass ich die Vorstellung der Ausländer, die hier im internationalen Dorf leben bzw. ihr Haus haben auf den nächsten Blog-Eintrag verschieben.
Wir senden Euch alle viele sonnige und warme Grüsse aus dem fernen Osten!